Hamburg: Faszination Fischmarkt

St. Pauli-Landungsbrücken, Sonntagmorgens um fünf: Besucherströme schieben sich über die Hafenstraße in Richtung Fischmarkt. Ziel: Die Marktschreier mit ihrem burschikosen Charme. „Kommen sie doch mal näher ran! Lassen sie sich nicht so anschreien, frisch und lecker, aber hallo! Wer will mal probieren?“ Frech und laut preisen die Händler ihre Waren an – Touristen und Hamburger genießen dieses Spektakel schon seit Jahrhunderten.

Urkundlich erwähnt wurde der Fischmarkt erstmals in der Ratsverordnung der Stadt Altona vom 2. Mai 1703. Sie erlaubte den Elbfischern, ihren Fang am Sonntag bis halb neun am Landungsplatz zu verkaufen. So konnte die leicht verderbliche Ware noch vor Beginn des Gottesdienstes an Hamburgs Bürger gebracht werden. Heute gehört der Fischmarkt mit seinem bunten Angebot an Obst und Gemüse, Kakteen, Kitsch, Kunst und – selbstverständlich – frischem Fisch zu Hamburgs bekanntesten Sehenswürdigkeiten. So bunt wie das Warenangebot ist auch das Publikum zusammengewürfelt. Durch die Nähe zur Reeperbahn mischen sich Nachtschwärmer mit tiefen Ringen unter den Augen unter Frühaufsteher, Schnäppchenjäger und Touristen.

Ab fünf Uhr morgens lädt die alte Altonaer Fischauktionshalle zum Snack bei Live-Musik. Je nach Belieben gibt’s Bier oder Kaffee, Kartoffelpuffer oder Spiegelei. Es ist für jeden etwas dabei. Auf den beiden großen Galerien warten reichhaltige Frühstücks- und Brunchbuffets mit frischem Fisch und vielem mehr. Außerdem ist hier der ideale Ort, um dem emsigen Treiben der Halle aus einiger Entfernung beizuwohnen.

Die absolute Attraktion des Fischmarktes sind die Marktschreier. In echtem Platt, lautstark und geradeaus werden Witze gerissen – zumeist auf Kosten der Umstehenden: „Kinners, seid ihr schüchtern. Silberlöckchen, komm mal nach vorne, in Deinem Alter musst Du’n bisschen lockerer sein, sonst geht Dir doch keiner mehr in die Falle!“ Derartiges hat magnetische Wirkung auf die Zuschauer. Mehr und mehr Menschen drängen an den Stand, um an der allgemeinen Belustigung teilzuhaben. Aber auch die Betroffenen selbst können dem wortgewandten Verkäufer nicht wirklich böse sein. Sie verzaubern die Besucher des Fischmarktes mit eigenwilligem Humor und heiserer Stimme. Um Punkt halb zehn ist es schließlich vorbei mit dem Trubel. Dann bietet sich eine Hafenrundfahrt mit dem Ausflugsdampfer an.

Foto: Tourismuszentrale Hamburg

Kategorie: Städte