Bei der Reiseplanung denkt man kaum darüber nach, in wie weit man damit die Umwelt belastet. Täte man das, ginge die Freude am wohlverdienten Urlaub möglicherweise verloren. Doch das muss nicht sein: Es ist gar nicht so schwer, schöne Ferien zu verbringen, und zusätzlich einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Es gibt zahlreiche Begriffe, für diese "andere Art zu reisen": Ökotourismus, alternatives Reisen, Tourismus mit Einsicht, sanfter Tourismus oder auch Tourismus der Nachhaltigkeit. Alle diese Namen meinen unterm Strich ein und dasselbe: einen Tourismus, der auf lange Sicht ökologisch und ökonomisch tragbar sowie ethisch und sozial gerecht ist. Doch was bedeutet das in der Praxis?
Es muss nicht immer Fernstrecke sein
Als erstes sollten Interessierte einen Blick auf ihr Reiseziel werfen. Natürlich spricht nichts gegen eine weit entfernte Destination in Übersee. Vielleicht findet man aber auch ein Urlaubsland, das in Europa liegt und das sich eventuell mit dem Zug erreichen lässt. Denn vor allem der Flugverkehr und der damit verbundene CO2-Ausstoß belastet die Umwelt in hohem Maße. Bei Fernstrecken reist man mit dem Zug wesentlich umweltfreundlicher und auch innerhalb Europas gibt es viele Urlaubsziele, die weit entfernten Traumzielen in nichts nachstehen. Weitere Informationen über den CO2-Ausstoß bei der Nutzung von Verkehrsmitteln gibt es im Servicethema Grünes Licht für Grünes Reisen.
Lohnt sich die Anreise?
Ebenso sollte die Reisedauer in Bezug auf die Entfernung zwischen Wohn- und Urlaubsort hinterfragt werden. Muss es für eine Woche Strandurlaub wirklich Thailand oder Sri Lanka sein? Kurze Pauschalreisen und Kurztrips in weit entfernte Länder und Städte sind zwar eine willkommene Abwechslung zum Alltagstrott, gehen aber ebenso zu Lasten der Umwelt. Ebenso sollte man sich fragen, ob es für eine Woche Urlaub ein Flug von über 1.500 Kilometern sein muss.
Grün, grün, grün sind alle meine Hotels
Hat man sich für ein Urlaubsziel entschieden, lohnt es sich, ein wenig mehr Zeit in die Suche nach einer geeigneten Unterkunft aufzuwenden, denn auf diese Weise lässt sich auch ein sogenanntes "grünes Hotel" ausfindig machen. Diese achten bei ihrem Betrieb auf Nachhaltigkeit und legen Wert darauf, dass umweltverträglich gearbeitet wird. Sei es durch Energiesparmaßnahmen im Haus, durch ökologische Bauweise, die Nutzung erneuerbarer Energien im Hotel oder ganz simpel durch die Verwendung von Stiften aus nachwachsenden Rohstoffen, Recyclingpapier, etc.
Weitere Tipps zum Thema Energiesparen
Gutes Gewissen inklusive
Zunächst hört sich All Inclusive Urlaub gut an, aber damit sich der Preis für diesen Tarif auch lohnt, darf man die Hotelanlage eigentlich kaum bis gar nicht verlassen. Ein Besuch in örtlichen Restaurants und Bars fällt flach, die Nutzung von einheimischen Taxis und Tourguides ist nicht nötig. Für den Urlaubsort entsteht so kein Gewinn und die Wirtschaft wird nicht angekurbelt, was auf lange Sicht die Existenz der Einheimischen bedroht, da diese oft vom Tourismus leben. Zudem werden Touristen so um ein authentisches Urlaubserlebnis gebracht. Die Kultur und Gepflogenheiten von Land und Leuten erlebt man mit All inclusive leider kaum. Gegen einen reinen Club-Urlaub, bei dem es dem Reisenden vor allem um Entspannung geht, ist selbstverständlich nichts einzuwenden, aber dafür muss man kaum in die Karibik fliegen.
Freizeitspaß nicht um jeden Preis
Auch sollte man sich fragen, ob die am Urlaubsort angebotenen Aktivitäten nicht zu Lasten der Umwelt gehen. Nur weil eine Motocross-Tour durch den Regenwald angeboten wird, muss man an dieser nicht auch teilnehmen und damit derartige Umweltsünden unterstützen. Generell sollte man nur an Aktivitäten, Ausflügen und Unternehmungen teilnehmen, die auch auf die Gegebenheiten des Ortes ausgelegt sind. Dass man am Urlaubsort keinen Müll zurücklässt, sollte übrigens selbstverständlich sein. Auch der Verzicht auf einen Mietwagen leistet einen Teil in Sachen Umweltschutz und viele Urlaubsorte bieten eine gute Infrastruktur und öffentliche Verkehrsmittel. Zahlreiche Inseln und Küstenorte lassen sich hervorragend mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden.
Keine etablierte Kennzeichnung
Diverse Tourismus- und Umweltschutzorganisationen fordern bereits seit längerem ein einheitliches Siegel für nachhaltigen Tourismus. Vor allem für Verbraucher, die bereits Wert auf Nachhaltigkeit im Urlaub legen, wäre eine eindeutige, vertrauenswürdige Kennzeichnung eine große Erleichterung. Zudem würde ein etabliertes Siegel sicher das Bewusstsein der Verbraucher für die Thematik steigern. Leider ist es jedoch bisher nicht gelungen, die vielen Label und Initiativen zu vereinheitlichen. Dafür gibt es beispielsweise das Internet-Forum Anders Reisen, welches sich gezielt mit dem Thema Nachhaltiger Tourismus auseinandersetzt und regelmäßig entsprechende Angebote, Veranstalter und Hotels zusammenträgt. Eine Übersicht verlässlicher Siegel gibt es beispielsweise auf dem Portal Verträglicher Reisen
Die Welt erleben und schützen
Generell lässt sich deutlich eine positive Wende in der Tourismusbranche erkennen, dass alternatives Reisen und sanfter Tourismus immer mehr Anklang bei den Verbrauchern finden. Die Tendenz geht also klar in Richtung Nachhaltigkeit beim Reisen und es ist wahrscheinlich, dass auch konventionelle Reiseveranstalter in Zukunft hier auf den Zug ins Grüne aufspringen werden. Eine Entwicklung, die zweifelsohne zu begrüßen wäre. Natürlich soll sich nicht jeder, der derartige Kriterien bisher bei seiner Reiseplanung außer Acht ließ, wie ein Umweltsünder fühlen. Dennoch kann es nicht schaden, seine Gewohnheiten in dieser Hinsicht zu hinterfragen und gegebenenfalls zu überdenken. Bereits mit simplen Maßnahmen, wie der Wahl eines näheren Urlaubslandes oder eines umweltfreundlichen Hotels, kann man viel für die Umwelt tun ohne dabei Abstriche in Sachen Komfort, Spaß und Erholung machen zu müssen.