Bodensee-Radtour: Ein See, drei Länder und über 250 Kilometer

Wir hatten uns für den Fahrradurlaub am Bodensee vollkommen spontan entschieden und buchten eine komplette Seeumrundung bei einem ortsansässigen Reiseveranstalter. Als die Ferien näher rückten, kamen auch die ersten Zweifel ob Kondition und Ausrüstung für eine solche Reise überhaupt ausreichend würden.

Beim Fahrradhändler meines Vertrauens holte ich mir fachkundigen Rat und meine Befürchtungen wurden durch ein freundliches „Ach, um den Bodensee haben es schon ganz andere geschafft!“ weggewischt. Erleichtert und bewaffnet mit Regencapes, gepolsterten Radlerhosen, Thermo-Trinkflaschen und anderem mir nützlich erschienenen Fahrradzubehör ließ ich das Abenteuer auf mich zukommen.

„Am Bodensee beginnt der Süden“

Da dieser Urlaub so stressfrei wie möglich verlaufen sollte, sind wir mit der Bahn bis Lindau Hauptbahnhof angereist. Dort wurden wir vom Reiseunternehmer, der sich als netter, drahtiger Bayer entpuppte, aufgelesen und erst mal in das nahe Bregenz gebracht. Hier bekamen wie unsere Drahtesel und eine kleine Einweisung sowie Karten mit unseren Tour-Daten.

Jetzt erst wurde mir so richtig bewusst, dass wir nur mit eigener Kraft eine endlos wirkende Strecke abradeln mussten. Aber unser Reiseführer wischte meine Bedenken mit einem herzlichen Lächeln weg „Koa Soage, de Etappn würde jeda schoffa!“. Zum Eingewöhnen und um zu sehen, ob wir mit den Rädern zurechtkommen, fuhren wir gemeinsam die 10 km zurück nach Lindau. Das ging schnell und gut von der Hand, was nicht zuletzt an den für das Radfahren perfekten Straßen und einer nicht vorhandenen Steigung lag.

Im Hotel angekommen erklärte man uns, dass unser Gepäck einfach parallel mit uns reisen wird und ab Mittag schon am jeweiligen Zielort auf uns wartet. Klingt nicht nur äußerst praktisch, ist es auch. So machten wir uns am nächsten Tag vom östlichen Ufer des Bodensees im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz auf den Weg. Und ich muss dem Veranstalter recht geben: Um den Bodensee mit dem Rad in überschaubaren Etappen „schofft wirkli jeda“ mit mittelmäßigen Fitnesslevel. Aber die gepolsterten Hosen würde ich nie wieder missen wollen. Außerdem kann man auch bei Bedarf durch diverse Schiffrouten die eine oder andere Abkürzung nehmen.

Bewegung und Kultur in verblüffender Harmonie

Durch die Ländervielfalt hat der Bodensee auch abseits der Radwege viel zu bieten. So viel, dass man gar nicht jede mittelalterliche Altstadt und jedes Museum mit der Aufmerksamkeit beglücken kann, wie sie es verdient hätten. Aber einer der wichtigsten Wohlfühl-Faktoren dieser Tour ist die Freiheit, das Tempo und somit eigentlich die ganze Reise selbst zu bestimmen. Kein strenger Zeitplan, der das Anhalten für eine „z’Nüni“ oder den Sprung ins erfrischend-kühle Nass zunichtemachen könnte. Abends konnten wir uns mit beruhigtem Gewissen dem Ausgleich zur sportlichen Betätigung hingegeben, wie beispielweise einem gehaltvollen schwäbischen Abendessen.

Fazit: Suchtgefahr
Der Urlaub war viel zu schnell rum und schon auf der Zugfahrt nach Hause haben wir Comeback-Pläne geschmiedet. Unser Reisebegleiter hat davon erzählt, dass man im Frühjahr durch die frisch erblühte Landschaft fährt und am Horizont die schneebedeckten Berge sehen kann. Wir waren uns direkt einig: Das müssen wir erleben!

Der Bodensee mit seiner Vielfalt an Geschichte und Kultur umgeben von einer atemberaubenden Kulisse hat uns verzaubert. Dazu die Möglichkeit, drei Länder ganz nah vom Fahrrad aus kennen und lieben zu lernen, hat uns die Wahl für unser nächstes Reiseziel bereits abgenommen. 

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Kategorie: Regionen

Fotos: Albrecht E. Arnold / pixelio, Rolf_S / pixelio