Bayern: Auf den Spuren des Märchenkönigs

Eintauchen in eine Märchenwelt: Kein Schloss in Bayern ist bekannter als Neuschwanstein. Und kein anderer Regent wird so sehr mit Bayern verknüpft wie der Schwanenkönig Ludwig II, der am 25. August 1845 geboren wurde. Er liebte das Alpenland, alte Sagenwelten und die Musik Richard Wagners. Seine Leidenschaft wurde zur Obsession: Die Orte der Wagner-Opern ließ er in seinen Prunkschlössern und Parks nachbauen.

Der Wittelsbacher Spross begann mit 23 Jahren mit dem Bau seiner drei Schlösser: Neuschwanstein, das Prachtschloss Herrenchiemsee und Schloss Linderhof. Seine Märchenschlösser sind heute weltberühmt, doch sein extravaganter und exzentrischer Stil bereitete dem „verrückten“ Traumkönig nur Scherereien. Denn er verschleuderte für seine Visionen zu viel Geld. 1886 wurde er auf Grund eines ärztlichen Attestes offiziell für geisteskrank erklärt. Wenige Tage später ertrank er unter mysteriösen Umständen im Starnberger See – und wurde zu einer Legende.

Weit über eine Million Besucher aus aller Welt besichtigen jährlich Neuschwanstein. Es thront auf einem einzigartigen Spot über dem Tal Hohenschwangau. Das Fundament dazu wurde 1869 gelegt. Bis zum Tod des Königs waren allerdings nur das Erdgeschoss, die Königswohnung im dritten Stock und der Sängersaal im vierten Obergeschoss fertig gestellt. Die Dekorationen der Innenräumen zeigen Szenen aus dem Nibelungenlied, der Thannhäuser-Sage, Lohengrin und Parzival.

Nach dem Vorbild des französischen Schlosses Versailles entstand das Prachtschloss Herrenchiemsee. Doch es übertraf sein Vorbild bei weitem: In der fast 100 Meter langen Spiegelhalle brach sich das Licht von 1.800 Kerzen auf 44 Standleuchten und 33 Glaslüstern. Da Ludwig vor der Fertigstellung verstarb, konnte er nie in seinem Paradeschlafzimmer mit dem drei mal 2,60 Meter großen Bett liegen. Allein an der Bettdecke sollen mehr als 30 Frauen fast sieben Jahre gearbeitet haben. Der Bau dieses monumentalen Bauwerks verschlang bis zu Ludwigs Tod bereits mehr Geld als Neuschwanstein und Linderhof zusammen. Heute beherbergt der Südflügel des Schlosses das König-Ludwig II.-Museum. Hier sind Exponate aus dem Leben des „verrückten“ Märchenkönigs zu bestaunen.

Mitten im Graswangtal liegt Schloss Linderhof – ein großes Prunkgebäude mit verschwenderischer Innenausstattung und einem riesigen Landschaftspark. Königlicher Kitsch und Kultur liegen in dem Rokoko-Revival-Schlösschen dicht beieinander: Neben einem goldglänzenden „Maurischen Kiosk“ finden sich im Park auch das Marokkanische Haus. Und ein „Sesam-öffne-dich“ führt in die geheimnisvolle „Venusgrotte“ mit künstlichem See, Wasserfall und schwimmender Muschel. Der See konnte sogar künstlich beheizt und elektrisch beleuchtet werden – und war eines der ersten Wellenbäder. Die Grotte ist inspiriert vom ersten Akt des „Tannhäuser“. Die urige „Hundinghütte“ hingegen wurde nach der „Walküre“ aus dem „Ring der Nibelungen“ gestaltet. Und der dritte Akt der Wagneroper „Parsival“ war Vorbild für die „Klause des Gurnemanz“. Knapp zehn Jahre dauerte der Bau des ersten Märchenschlosses. Es war das einzige, das der König noch zu Gesicht bekam.

Foto: Bayerische Schlösser Verwaltung

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