Wer sich auf Edinburghs legendärer Flaniermeile Royal Mile befindet, sollte aufpassen, welche Seitenstraße er einschlägt: nur ein paar Schritte genügen, und schon ist man im Untergrund. Unter den Gebäuden der City Chambers befindet sich Real Mary King’s Close, eine Stadt unter der Stadt sozusagen, ein düsteres Labyrinth von dunklen Gassen, die man vor mehreren Hundert Jahren lediglich auf eigene Gefahr betrat. Hier lebten die Ärmsten der Armen und entsprechend war die Gegend von Gewalt und Kriminalität geprägt.
Als im Jahre 1645 die Pest ausbrach, und sich dort die Erkrankungen zu häufen begannnen und die Bewohner wie die Fliegen starben, wurden alle Zugänge zu diesem Teil der Stadt kurzerhand zugemauert, um die Seuche aufzuhalten. Als die Pest vorbei war, wurden die unzähligen Leichen beseitigt und der gesamte Komplex gereinigt, doch einige der leidenden Seelen haben den Ort noch lange nicht verlassen. Die neuen Bewohner wurden damals immer wieder von den Geistern der verstorbenen Pestopfer heimgesucht. Unter den dort spukenden Geistern haben es einige bereits zu kleiner Berühmtheit gebracht: der Geist eines alten graubärtigen Mannes, der seinen Kopf unterm Arm trägt, könnte versuchen, den Besuchern die Hand zu schütteln – und ein kleines entstelltes Mädchen sucht bis heute seine verlorene Puppe und freut sich angeblich, wenn man ihm in ihrer Behausung ein Spielzeug hinterlegt. Dies sollten Touristen jedoch nur im Rahmen einer der zahlreichen Führungen tun, die für die Mary King’s Close angeboten werden und die das unterirdische Stadtgebiet mittlerweile zur beliebten Touristenattraktion haben werden lassen.
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Foto: realmarykingsclose.com
