Welch Phänomen: Die mutmaßlich schönste Stadt der Welt ist Geschichte pur, schenkt ihren Besuchern Blasen an den Füßen und wird regelmäßig überflutet. Die Lagunenstadt ist in der Tat etwas Besonderes: Venedig ist traumhaft, wenn man die „Serenissima“ zu nehmen weiß.
Venedig ist geheimnisvoll und mystisch, Schauplatz ungezählter Romane und Filme, hier lebten und leben viele Intellektuelle und Künstler, von Woody Allen bis Donna Leon. Und kaum jemand, der durch die engen Gassen schlendert, an Kanälen vorbei und über große und kleine Brücken, kann sich dem morbiden Charme entziehen. Und das ist auch die beste Art, Venedig zu erleben: Loslaufen. Atmosphäre aufnehmen, lauschen, gucken. Dabei in den kleinsten Bars und Restaurants Station machen, ein Glas Wein („Ombretto“, kleiner Schatten, sagen die Einheimischen dazu) trinken oder ein Trammezzino essen, jene dreieckigen Toasts mit allerlei appetitlichen Belägen.
Venedig ist die Stadt der Gondeln und Kanäle, nur hier gibt es diese eigenwilligen schwarzen Boote. Eine Gondelfahrt gehört einfach dazu in dieser merkwürdigen Stadt. Ja, es ist kitschig, aber vielleicht gerade deswegen. Denn der bequeme Sitz knapp über der Wasserlinie ermöglicht neue Perspektiven. Und mit etwas Glück erwischt man einen singenden Gondoliere, gegen den alle drei Tenöre verblassen. Eine andere Möglichkeit, sich Venedig vom Wasser aus anzuschauen, sind die vielen Traghetti, der öffentliche Personennahverkehr.
Ein paar Tage in Venedig gehen rasend schnell vorbei. Es gibt ja auch so viele Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen: Schlendern, den Schiffsverkehrs auf dem Canale Grande beobachten, die hervorragenden Restaurants mit ihren Meeresfrüchten ausprobieren, einige der ungezählte Kulturveranstaltungen, Palazzi und Museen besuchen oder einfach am Lido, dem legendären Strand relaxen.
Das vielleicht größte Problem Venedigs – gleichzeitig auch der größte Segen – sind die Touristen. Reisebusse und Züge spülen ununterbrochen Besucher in die Lagunenstadt. Deswegen ist bei Insidern Venedig im Herbst und Winter beliebter, da ist einfach weniger los – die Zeit des Carnevale einmal ausgenommen.
Doch es gibt auch noch einen anderen Trick, Venedig „für sich“ zu haben: Ein Hotel in der Stadt buchen und sehr früh aufstehen. Kurz vor sieben strömen die ersten japanischen Busgruppen über Markusplatz und Rialtobrücke – doch bis dahin, im Halbdunkel des frischen Tages, ist Venedig leer, entfaltet die wunderbarste aller Städte ihren Zauber – ganz exklusiv.