Wer die Isla de la Munecas in Xochimilco (einem Vorort von Mexiko-Stadt) betritt, kann froh sein, wenn er nur mit einem gewaltigen Schauder davon kommt, denn was man auf diesem mittlerweile zur Touristenattraktion gewordenen Eiland zu sehen bekommt, könnte so manchem Besucher albtraumschwangere Nächte bescheren. Zahllose zerstörte Puppen jeder Art, Größe und Form sind überall auf der kleinen Insel drapiert – in Bäumen, Büschen, auf dem Boden, im Gras, am, um und in den vereinzelten Gebäuden – und blicken wie aus toten Augen auf ihre Besucher.
Doch noch bizarrer als die Insel selbst, ist ihre Entstehungsgeschichte. In den 50er Jahren soll hier ein kleines Mädchen beim Spielen ertunken sein. Ihr Geist erschien dem in der nähe wohnenden mexikanischen Blumenzüchter Julián Santana Barrera. Um den Geist des Kindes zu beruhigen, begann der Mann Puppen zu sammeln, die er im Müll fand, und auf die Insel zu bringen – über 50 Jahre lang. Bis er schließlich selbst, in denselben Wassern wie das kleine Mädchen, durch Ertrinken ums Leben kam. Erst durch städtische Reinigungsmaßnahmen wurde die Insel in den 90er Jahren entdeckt, rückte ins Interesse der Öffentlichkeit und wurde zum Ziel vieler Touristen, die wiederum selber alte Puppen als Geschenke für das Mädchen mitbringen. Vielleicht nicht die schlechteste Idee, denn mit den Geistern von kleinen Mädchen war noch nie zu spaßen.
